| Peter
Baum zu neuen Gemälden von Hermann Kremsmayer |
|
| „Malerei als Modell der Weltaneignung“ | |
Die Frage, was Malerei ihrem Wesen nach ist und substanziell vermag, ist ähnlich komplex und differenziert zu beantworten wie sich uns Malerei im Verlauf ihrer (neueren) Geschichte in der Summe ihrer praktizierten Möglichkeiten zeigt. Dennoch gibt es vorrangig den legitimen Versuch einer einschränkenden, von der Farbe und ihrer suggestiven Kraft ausgehenden Erklärung. Er erscheint im vorliegenden Fall der neuen Gemälde von Hermann Kremsmayer nicht nur angebracht, sondern geradezu zwingend, stützen sich doch die abstrakten, gegenstandsfreien Bilder des Künstlers auf Farbe als Materie im eigentlichen, engsten Sinn von Anwendung und Deutung. Zwei größere, für
den jüngsten Werkabschnitt des Malers charakteristische Werke fungieren
dabei an dieser Stelle als bewusst herausgehobene Modelle und visuelle
Anhaltspunkte einer Betrachtung, die nicht im Inhaltlichen oder Assoziativen
Annäherungen, sondern im Gehalt, den spezifischen Eigenheiten und
Eigenschaften der Bilder, den eigentlichen Schlüssel für lohnende
Auseinandersetzung und volles, ganzheitliches Verständnis sieht. Kremsmayers Malerei ist in
Fluß und dennoch bewusst gesetzt, gesteuert, austariert, angelegt
als Synthese materialbetonter Möglichkeiten authentischer Bildwerke
mit hohem ästhetischem Kalkül. |
Er manifestiert sich in einem lockeren Zueinander unterschiedlicher Kompositionselemente und deren harmonischer Einbettung in verschiedenfarbige, strukturell angereicherte Hintergründe. Das neueste Werk
des in Wien lebenden Salzburgers relativiert so manches, was für
Informell und Abstrakten Expressionismus der 1950er und 1960er Jahre charakteristisch
war, in einer zweiten Phase der Postmoderne nach 2000 jedoch Zitatcharakter
annimmt und mit verständlicher Schlüssigkeit in eine Malerei
ohne Datum mündet. Unübersehbar ist dabei ein gewisser Hang
zu Meditation und Monochromie sowie der sparsame Umgang mit Farben und
Materialien im Hinblick auf den „Klang“, die Geschlossenheit
und farbliche Logik einer Komposition. Hermann Kremsmayer
weiß um die Komplexität von Malerei. Wie viele vor ihm untersucht
er die Wirkungen von Farbe, Pigmenten, Sand und Bindemitteln in einem
permanenten, aufmerksam reflektierten Arbeitsprozeß. Seine Gegenwärtigkeit
und Ambivalenz im Spannungsfeld abstrakter Metaphern, Strukturierungen
und gelegentlicher figürlicher Schemen ist das schlüssige Ergebnis
fortlaufend reflektierter Arbeit mit dem Ziel, innere Welt und Existenzfragen
über die Analogien von Bildern besser zu verstehen. |